“Meine zweite Brille war völlig irre”
Als Kind beschwatzte Guido Maria Kretschmer seine Eltern, ihm eine Brille zu kaufen – obwohl er keine brauchte. Inzwischen entwirft der Designer in Kooperation mit Edel-Optics selbst Seh- und Sonnenbrillen. Zum Launch der zweiten Kollektion sprachen wir mit dem „Shopping Queen“-Juror über John Lennon, den Baikalsee und große Mengen Körperbehaarung.
Guido, erinnerst Du Dich noch an Deine erste Brille als Kind?
Guido Maria Kretschmer: Ja, daran kann ich mich gut erinnern. Das war eine Brille, die ich im Schaufenster gesehen hatte und die mir meine Eltern unbedingt kaufen mussten. Das war so eine kleine, runde, fast ein bisschen wie die von John Lennon. Sie stand mir überhaupt nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber die fand ich so cool. Weil ich eigentlich gar keine Brille brauchte, wurde Fensterglas eingesetzt – Ich fand das todschick. Wenn wir sonntags in der Kirche waren, hab ich immer die Brille abgenommen und sie ausgiebig mit einem Brillenputztuch geputzt. Nach einem Jahr wurde dann festgestellt, dass ich doch eine Brille brauchte, weil ich eine Hornhautverkrümmung hatte, und dann war ich gar nicht mehr so scharf darauf. Meine zweite Brille erinnere ich auch noch sehr gut. Das war eine massive, goldene Brille, die ich von einem Verwandten geschenkt bekommen hatte. Die habe ich heute noch. Die war völlig irre, mit einem richtig massiven Goldrahmen. Die habe ich in der Hippiezeit dann sehr gerne getragen.
Ist man bei der zweiten Brillenkollektion schon ein alter Hase oder gibt es immer noch Stolperfallen?
Kretschmer: Brillen zu entwerfen ist nicht ohne, weil sie einfach so nah am Menschen sind. Durch die Unterschiedlichkeit der Köpfe und Gesichter kann natürlich nicht jeder alles tragen. Die Herausforderung ist, Formen zu finden, die vielen Menschen gut stehen. Ich bin inzwischen großer Fan von genderübergreifenden Looks, die man als Multistyle bezeichnen könnte und die Männer und Frauen gleichermaßen tragen können. Das hat bei vielen meiner neuen Modelle sehr gut funktioniert.
Und wie entwirft man nun genau eine Brille, die zu vielen Gesichtern passt?
Kretschmer: Es hat viel mit dem Kulturkreis zu tun, aus dem man kommt – und mit der Nase. In Asien braucht man ganz andere Produkte als hier in Europa. Außerdem hat es mit den Gesichtsformen zu tun – ob die Gesichter oval, rundlich oder eher spitz sind. Momentan tragen viele Mädchen ja auch wieder Pony und auch die Jungs haben wieder mehr Haare im Gesicht – es ist eine richtige Haarzeit! (lacht) Deshalb ist es sehr wichtig, dass der obere Steg der Brillen gut gemacht ist. Ich habe festgestellt, dass es momentan, wo so viele Frisuren tief ins Gesicht fallen, wichtig ist, dass die Linie an den Augenbrauen sehr schön ist und man die Konturen damit unterstützt. Das finde ich unerlässlich. Wenn man Brillen dagegen zu groß designt, sehen sie nicht mehr organisch aus, sondern wirken zu exzentrisch.
Brillen für Frauen oder für Männer – was ist herausfordernder?
Kretschmer: Vom Gefühl her ist es für Männer vielleicht ein bisschen leichter. Männergesichter sind ja meist entweder rund oder klassisch markant. Für diese markanten Männergesichter sind meine Modelle sehr gut geeignet. Bei den Mädels gibt es hingegen sehr viele Variationen von Wangenknochen, von Augenformen, von zarten bis fülligen Gesichtern… Das macht das Ganze etwas komplizierter.
Dir ist immer wichtig, mit Deiner Mode eine Geschichte zu erzählen – welche Geschichte erzählen Deine neuen Brillenmodelle?
Kretschmer: Jede Kollektion hat zu tun mit der Zeit, in der man sich gerade bewegt. Ich habe momentan eine große Russland-Liebe, finde die ganze Geschichte sehr interessant, den wunderschönen Baikalsee… Es rührt vielleicht auch daher, dass wir gerade in so schwierigen Zeiten leben. Ich habe Formen und Namen gewählt, die ein bisschen vom Gestern erzählen, als noch alles heil und sicher war. Daraus ist die Idee eigentlich entstanden. Und natürlich, dass die Modelle auch zu meiner Mode passen. Das ist für mich als Designer ja auch ein Geschenk, dass ich jetzt in der Lage bin, meine eigenen Brillen zu machen. Bei den Shootings, bei den Shows – ich schätze es so sehr, dass ich dafür nicht zwingend auch Teile anderer Designer einsetzen muss. Wenn man erfolgreicher wird, kann man irgendwann seine eigenen Schuhe, seine eigenen Brillen, seinen eigenen Schmuck entwerfen. Ich finde das toll, dass das so langsam alles aus einer Hand kommt – und wie gut es sich entwickelt.
Du hast mal gesagt: „Eine gute Brille muss für jeden Moment und jede Stimmung passen“. Für welche Momente sind Deine neuen Brillen gemacht?
Kretschmer: Eine Brille ist Teil Deines Lebens, sie darf kein Fremdkörper sein. Und ich glaube nach wie vor, dass es als Brillenträger sinnvoll ist, immer mindestens zwei Brillen zu haben. Zum einen natürlich als Ersatz, falls mit der einen Brille etwas passiert. Ich würde aber nie zwei gleiche Brillen nehmen, sondern schauen, dass man eine für den Tag und eine für den Abend hat. Es gibt ja auch Brillen, die sich mehr zurückhalten und die Augen anders zeigen – bei guten Formen findet man auch immer zwei Versionen, die perfekt für einen sind. Aber man braucht schon eine Brille, mit der man wunderbar durch den Tag kommt, die ein perfekter Partner ist. Erstaunlicherweise funktioniert das auch immer nur für eine bestimmte Zeit. Es ist selten, dass man ein Brillenmodell bis zum Ende trägt – das war vielleicht bei John Lennon oder bei Andy Warhol so. Aber auch das Gesicht verändert sich und dann ist es schön, sich auszuprobieren. Es ist unerlässlich, dass man in der Zeit, in der man sich befindet und in der man einen bestimmten Look hat, auch die passende Brille hat. Eine Brille ist ein sehr wichtiger Transporteur, um visuell zu erzählen: Ich bin modisch, ich bin klassisch, ich bin aufmerksam, ich bin verspielt, ich bin exzentrisch … Deshalb lieben wir Designer Brillen auch so sehr. Und auch viele Menschen!
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